Was haben Unsuk Chin und Sofia Gubaidulina gemein? Auf den ersten Blick wenig. Jedenfalls ist die Musik der in Südkorea geborenen und von György Ligeti ausgebildeten Komponistin nicht von spirituell-religiösen Inspirationen und Kräften geprägt. Für dieses Profil ist die aus Tatarstan stammende Gubaidulina berühmt geworden. In der Sowjetunion wurde sie auch dafür angefeindet. Was beide jedoch eint, ist ein – mehr oder weniger reibungsvoller – Bezug zur Tradition.
Mit dem Ernst von Siemens-Musikpreis 2024 zählt zudem jetzt auch Chin zu den grossen Klassikern der zeitgenössischen Musik. Und beide kennen eruptive, furiose Kräfte: Dafür stehen Chins «Rocaná (Room of Light)» von 2008 und Gubaidulinas «Figures of Time» (Zeitgestalten) von 1994.
In beiden Werken werden postmoderne Arbeitsweisen ausgekostet, kühn und farbenreich die Orchestrierungen. Dazwischen kommen Werke von Gubaidulina zu Gehör, die für das Religiöse in ihrem Schaffen stehen. Oder ist das nur ein Missverständnis? «Ich bin ein religiöser russisch-orthodoxer Mensch, und ich verstehe Religion in der wörtlichen Bedeutung des Wortes, als re-ligio, d. h. die Wiederherstellung von Verbindungen, die Wiederherstellung des Legato des Lebens», so Gubaidulina.
Für dieses Profil ist Alice di Piazza eine Massstab setzende
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Was haben Unsuk Chin und Sofia Gubaidulina gemein? Auf den ersten Blick wenig. Jedenfalls ist die Musik der in Südkorea geborenen und von György Ligeti ausgebildeten Komponistin nicht von spirituell-religiösen Inspirationen und Kräften geprägt. Für dieses Profil ist die aus Tatarstan stammende Gubaidulina berühmt geworden. In der Sowjetunion wurde sie auch dafür angefeindet. Was beide jedoch eint, ist ein – mehr oder weniger reibungsvoller – Bezug zur Tradition.
Mit dem Ernst von Siemens-Musikpreis 2024 zählt zudem jetzt auch Chin zu den grossen Klassikern der zeitgenössischen Musik. Und beide kennen eruptive, furiose Kräfte: Dafür stehen Chins «Rocaná (Room of Light)» von 2008 und Gubaidulinas «Figures of Time» (Zeitgestalten) von 1994.
In beiden Werken werden postmoderne Arbeitsweisen ausgekostet, kühn und farbenreich die Orchestrierungen. Dazwischen kommen Werke von Gubaidulina zu Gehör, die für das Religiöse in ihrem Schaffen stehen. Oder ist das nur ein Missverständnis? «Ich bin ein religiöser russisch-orthodoxer Mensch, und ich verstehe Religion in der wörtlichen Bedeutung des Wortes, als re-ligio, d. h. die Wiederherstellung von Verbindungen, die Wiederherstellung des Legato des Lebens», so Gubaidulina.
Für dieses Profil ist Alice di Piazza eine Massstab setzende Interpretin. Die finale Fassung des 1978 komponierten, selten aufgeführten Klavierkonzerts «Introitus» ist das Ergebnis der engen Zusammenarbeit mit der Pianistin aus Italien. Mit der «Chaconne» von 1962, ein Stück radikaler Reduktion, begann ihre intensive Beschäftigung mit dem musikalischen Kosmos von Gubaidulina.
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